In der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth gibt es derzeit 56 Stiftungen mit einer Vielfalt an Stiftungszwecken – von der Unterstützung etwa der Tafeln in Stadt und Landkreis Fürth über die Förderung von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen bis hin zur Hilfe für Senioren. Neu unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Fürth ist die Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“. Wir trafen die Stiftungsvorstände Stefan Hertel, Leiter Private Banking der Sparkasse Fürth, Volker Heißmann, Komödiant, Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor, und Elisabeth Reichert, Referentin für Soziales, Jugend und Kultur der Stadt Fürth, zum Gespräch.
Herr Hertel, es gibt ja schon viele Stiftungen in Fürth. Warum die Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“?
Stefan Hertel: Die Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“ hat eine besondere Ausrichtung und damit in gewisser Weise eine Alleinstellung. In Fürth gibt es ja ganz viele unterschiedliche Gruppierungen – religiöse, kulturelle, soziale. Fürth ist eine lebendige, offene Stadt. Wir wollen mit der Stiftung den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft fördern und stärken. Das aber nicht nur über eine aktive Medienarbeit, vielmehr geht es um Projekte und Initiativen, die die Stiftung finanziell unterstützen will, damit diese Stadtgesellschaft von innen wachsen kann.
Könnte man das aber nicht einfach über eine direkte Förderung, etwa durch die Stadt bzw. durch Haushaltsmittel, machen?
Stefan Hertel: Ja, könnte man sicher. Aber eine Stiftung ist nachhaltiger. Das Stiftungsvermögen bleibt per Satzung erhalten bzw. wächst durch Zustiftungen. Die Zinserträge und Spenden werden verwendet. Sie wird also auch dann noch existieren, wenn wir Vorstände – übrigens neben Volker Heißmann und mir auch noch Frau Elisabeth Reichert, die Referentin für Soziales, Jugend und Kultur der Stadt Fürth als 1. Stiftungsvorstand – nicht mehr aktiv sein können. So kann eine Stiftung auch in der Zukunft viel Positives bewirken. Dinge an die wir heute noch gar nicht denken.
Welche Projekte stehen zurzeit im Mittelpunkt der Stiftungsarbeit?
Stefan Hertel: Ein großes Projekt ist aktuell der Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken. „Offen für Neues I Open your Mind“ ist das Motto und es passt damit hervorragend zum Zweck der Stiftung. Es geht darum, Augen und Geist für andere Kulturen und Religionen zu öffnen und diese zu verstehen. Das ermöglicht einen respektvollen und achtsamen Umgang. Aber wie schon gesagt: Das ist nur ein Projekt, viele andere – auch kleinere – Projekte sind in Planung und werden uns noch lange Zeit begleiten.
Volker Heißmann: Einen Gedanken möchte ich noch einbringen. Auch wenn der Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken aktuell im Mittelpunkt unserer Arbeit steht, ist es nicht so, dass alle Zustiftungen oder Spenden in dieses Projekt fließen. Der Zustifter oder Spender kann selbst entscheiden, wie sein Geld verwendet wird. Es gibt dazu zwei Spendenkonten, eines für den Erweiterungsbau, eines für die anderen Projekte der Stiftung wie „Sozial und Stark vor Ort“ und die „Asylothek“.
Herr Heißmann, wie wird man Stiftungsvorstand?
Volker Heißmann: Lissi (Anm. der Redaktion: Frau Reichert) hat ein einnehmendes Wesen. Ein Anruf von ihr und ich war überzeugt. Aber Spaß beiseite. Zum einen ist der Zweck der Stiftung einfach unterstützenswert. Wir alle brauchen diese Offenheit einer Gesellschaft, um uns nach unseren Talenten und Neigungen frei entwickeln zu können. Zum anderen bin ich Fürther, lebe hier gerne und liebe diese Stadt. Eine lebenswerte Heimat zu schaffen, in der wir alle gleichberechtigt einfach so sein können, wie wir sind, ist ein Herzenswunsch von mir. Deshalb bin ich gerne bereit, meine Bekanntheit in den Dienst der Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“ zu stellen. Fürth ist eine liebenswerte und lebenswerte Stadt. Das friedliche Miteinander aller ist ein wichtiger Aspekt dabei.
Wer hat die Stiftung eigentlich errichtet?
Stefan Hertel: Die Stadt Fürth und die Sparkasse Fürth. Das war eine bewusste Entscheidung, damit die Stiftung bei sich verändernden, z.B. politischen Konstellationen, nicht missbraucht werden kann. Deshalb ist es auch wichtig, dass jemand aus der Bevölkerung Teil des Stiftungsvorstands ist. Alle drei Vorstände sind fünf Jahre im Amt, immer ein Vertreter der Stadt, der Sparkasse und der Stadtgesellschaft. Dem Stiftungsvorstand steht noch, als Art Kontrollinstanz, ein Stiftungsrat zur Seite. Dieser ist sehr breit besetzt, mit Vertretern aus der Wirtschaft, Kultur, Politik und den unterschiedlichen Religionen und Institutionen.
Wie viele Personen umfasst denn der Stiftungsrat?
Stefan Hertel: Zurzeit sind es 10 Personen, auch Erlanger und Nürnberger sind dabei. Etwa Frau Prof. Dr. Julia Lehner, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, oder Frau Prof. Johanna Haberer von der Friedrich-Alexander-Universität. Eine offene und solidarische Stadtgesellschaft hört eben nicht an den Stadtgrenzen auf. Die Stiftungsräte werden für fünf Jahre ernannt. Sie sollen helfen, die Gedanken der Stiftung zu verbreiten und auch Türen zu Sponsoren und Förderern zu öffnen.
Kann man sich als Initiative oder Verein um eine Förderung bewerben?
Volker Heißmann: Man soll sich sogar bewerben. Der Kern der Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“ ist ja eine offene und kooperative Stadtgesellschaft. Projekte und Initiativen, die dies fördern und entwickeln, sollten sich deshalb melden und ihr Projekt vorstellen. Natürlich können wir nicht jede Initiative fördern. Die Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“ steht ja erst am Anfang. Aber eine Chance ist immer da. Der Zweck der Stiftung ist bewusst sehr breit aufgestellt: Bürgerliches Engagement, gemeinnützige und mildtätige Zwecke, Kultur- und Völkerverständigung, kulturelle oder religiöse Initiativen, generationenübergreifende Projekte, schulische Bildung – vieles ist denkbar und kann gefördert werden.
Gibt es aktuell Projekte neben dem Jüdischen Museum, die die Stiftung unterstützt?
Elisabeth Reichert: Integration ist ein wichtiges Stichwort und zwar die Integration von allen Menschen. Wir müssen den sozialen Zusammenhalt in Fürth stärken und die Menschen, die unsere Hilfe brauchen, dort unterstützen, wo sie wohnen. Deswegen liegt mir auch das Projekt „Sozial und Stark vor Ort“ sehr am Herzen, das die Stiftung fördern wird. In Stadtteilzentren soll vor Ort bürgerschaftliches Engagement gefördert und Unterstützung angeboten werden.
Ein weiterer wichtiger Mosaikstein für unsere Integrationsarbeit ist das Projekt „Asylothek“ in der Gemeinschaftsunterkunft in der Höfener Straße, das die Stiftung unterstützt. Kinder können dort spielen und malen, Erwachsene werden beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt. Das Projekt lebt vom ehrenamtlichen Engagement vieler Helferinnen und Helfer.
Frau Reichert, was kann man tun, um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen?
Elisabeth Reichert: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Man kann spenden oder zustiften. Bei einer Zustiftung kann man bestimmen, ob das Geld verbraucht werden darf oder im Kapitalstock verbleiben soll. In letzterem Fall werden die Erträge aus der langfristigen Kapitalanlage dem Stiftungzweck dauerhaft zugeführt.
Herr Hertel, eine Stiftung lebt ja von Spenden oder Zustiftungen. Diese fließen in das Stiftungsvermögen und erhöhen damit die möglichen Zinserträge und Ausschüttungen. Wie mache ich das?
Stefan Hertel: Sie können natürlich bei jeder Bank oder Sparkasse Geld auf die Konten der Stiftung „Sozial.Stark.Fürth“ einzahlen. Im Verwendungszweck können Sie konkret sagen, was unterstützt werden soll – Projekte allgemein oder der Erweiterungsbau. Auch größere Zustiftungen sind jederzeit möglich. Wer sich hier genauer informieren möchte, sollte sich an unsere Stiftungsexperten wenden. Mit einer Spende oder Zustiftung tut man aber nicht nur Gutes, man profitiert auch von steuerlichen Vorteilen. Im Übrigen kann man auch ganz bequem online spenden. Auf der Seite der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth (www.die-stifter.de) gibt es bei jeder Stiftung die Möglichkeit zur Onlinespende über den sogenannten Spendenbutton.
Frau Reichert, Herr Hertel und Herr Heißmann, vielen Dank für dieses Gespräch.